Wer Spaß an Zahlen, Daten und Statistiken hat, sich für technische und wirtschaftliche Themen interessiert und im späteren Berufsleben einen abwechslungsreichen Alltag bevorzugt, für den könnte die Ausbildung zum Industriekaufmann oder zur Industriekauffrau genau das Richtige sein. Nur wenige Berufe sind in Deutschland so beliebt wie die der Industriekaufleute. Bis zu 50.000 junge Menschen beginnen jedes Jahr eine Ausbildung und starten damit den Weg zum Industriekaufmann.
Der Beruf des Industriekaufmann ist keine neue Erfindung, sondern existiert schon seit vielen Jahrzehnten. Als Ausbildungsberuf wird er in Deutschland seit dem Jahr 1936 anerkannt. Wie bei vielen anderen Ausbildungsberufen auch, sind die genauen Vorgaben, Prüfungen und der Ablauf für die Ausbildung in der Ausbildungsverordnung festgehalten. Die aktuelle Version der Ausbildungsverordnung stammt aus dem Jahr 2002.
Der Weg zum Industriekaufmann
Wer Industriekaufmann oder Industriekauffrau werden möchte, der muss in der Regel eine klassische Ausbildung absolvieren. Wie in der Ausbildungsverordnung festgehalten, handelt es sich um eine duale Ausbildung, die in einem Unternehmen und an der Berufsschule absolviert wird. Der Weg zum Industriekaufmann beginnt daher mit der Bewerbung bei einem Unternehmen. Grundsätzlich schreibt die Ausbildungsverordnung keinen bestimmten Schulabschluss für Bewerber vor. Aufgrund der hohen Beliebtheit setzten viele Unternehmen aber mindestens einen Realschulabschluss voraus. In manchen Fällen ist sogar ein Abitur oder ein Fachabitur notwendig.
Unabhängig von ihrem Schulabschluss sollten Bewerber aber gute Noten mitbringen, wenn sie eine Ausbildung als Industriekaufmann oder Industriekauffrau anstreben. Die wichtigsten Fächer sind Deutsch und Mathematik. Fremdsprachenkenntnisse sind ebenfalls nicht zu unterschätzen. Englisch ist eine wichtige Grundvoraussetzung für den Beruf. Auch weitere Fremdsprachenkenntnisse können nicht schaden, wenn Bewerber ihre Chancen erhöhen wollen. In der heutigen Zeit, in der viele Unternehmen international unterwegs sind, ist jede Fremdsprache nützlich.
Zuletzt sind Computerkenntnisse von großer Bedeutung. Auch wenn in der Ausbildung zusätzliche Fähigkeiten in diesem Bereich erworben werden, sollten Interessenten Grundlagenwissen mitbringen. Der Umgang mit dem Computer und gängigen Textverarbeitungs- und Rechenprogrammen wird in vielen Fällen vorausgesetzt.
Ausbildung im Betrieb und der Berufsschule
Der Ausbildungsverordnung zufolge dauert die Ausbildung zum Industriekaufmann drei Jahren. Unter Umständen ist eine Verkürzung auf zwei Jahre möglich. Dafür muss der jeweilige Bewerber einen Antrag bei der Industrie- und Handelskammer stellen. Diese bewertet die Sachlage für jeden Antrag neu. Es gibt in der Ausbildungsverordnung keine direkten Vorgaben, wann eine Verkürzung der Ausbildung möglich ist. Es kommt immer auf den individuellen Fall an. Klassische Beispiele, die dafür sorgen, dass die Ausbildungszeit verkürzt werden kann, sind Vorkenntnisse oder besonders gute Noten. Auch eine Umschulung ist möglich, wenn man bereits über eine abgeschlossene Ausbildung verfügt.
In der Regel wird ein Auszubildender aber die drei Jahre, die in der Ausbildungsverordnung vorgeschrieben sind, mit der Ausbildung verbringen. Die Inhalte an der Berufsschule werden in zwölf Lernfeldern vermittelt. Zu diesen gehören zum Beispiel marktorientierte Geschäftsprozesse eines Industriebetriebes erfassen, Werteströme erfassen und dokumentieren sowie Absatzprozesse planen, steuern und kontrollieren. Die praktische Umsetzung der theoretischen Inhalte erfolgt dann in einem Unternehmen. Hier lernen die Azubis wie sie das gelernte Wissen anwenden und wie der tatsächliche Alltag eines Industriekaufmanns aussieht.
Die Prüfungen
Vor dem Abschluss der Ausbildung und dem Start in das Berufsleben warten Prüfungen auf die Auszubildenden. Die Ausbildungsverordnung schreibt insgesamt zwei Prüfungen vor. Bei dem ersten großen Test handelt es sich um eine Zwischenprüfung, die in der Mitte des zweiten Lehrjahrs abgenommen wird. Die abgefragten Inhalte beziehen sich vor allem auf das erste Lehrjahr. Der Ausbildungsverordnung zufolge werden die Bereiche Beschaffung und Bevorratung, Produkte und Dienstleistungen sowie Kosten- und Leistungsrechnung abgefragt.
Die zweite große Prüfung wartet am Ende der Ausbildung (Abschlussprüfung) und umfasst vier Teilbereiche. Die Tests in den Bereichen Geschäftsprozesse, Kaufmännische Steuerung und Kontrolle sowie Wirtschafts- und Sozialkunde werden in schriftlicher Form absolviert. Im Prüfungsbereich Einsatzgebiet müssen die Azubis der Ausbildungsverordnung zufolge eine Präsentation abhalten und sich in einem Fachgespräch beweisen. Die Präsentation basiert auf einer eigens gestellten Fachaufgabe.
Der Start in den Beruf
Sind alle Prüfungen bestanden, ist der Weg zum Industriekaufmann beziehungsweise der Industriekauffrau abgeschlossen. Dem Start in den Beruf steht nichts mehr im Wege. Das Ende der Karriere ist damit allerdings noch nicht erreicht. Durch weiterführende Studien oder Fortbildungen, beispielsweise in Richtung Industriefachwirt, können sich Industriekaufleute weiterbilden und so mehr Verantwortung oder höhere Positionen in ihren Unternehmen übernehmen.